Fotos: dpa

10 Jahre Kyrill

Im Januar 2007 zog Orkan über das Rockland
Mittwoch, 18. Januar 2017

Genau vor 10 Jahren, am 18. Januar 2007, wurde Deutschland von einer den schlimmsten Katastrophen heimgesucht. Der Orkan Kyrill raste übers Land und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.

Schon der gesamte Januar 2007 war stürmisch. Was sich dann aber am 18. Januar zusammenbraute, wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Von Neufundland kommend zog ein gewaltiges Sturmtief von Norden her über uns hinweg. Kyrill tauften die Meteorologen das Ungeheuer. Die Luftdruckunterschiede waren gewaltig, so wie auch das Ausmaß von Kyrill.

Im Rockland war vor allem der Harz und die Lutherstadt Wittenberg betroffen. Häuser wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt.

Was genau damals passierte, haben wir für Euch noch einmal zusammengestellt.

Orkan Kyrill 2007: Eine Chronologie der Ereignisse

18. Januar 2007

  • 12:30 Uhr - Die erste Brücke im Thüringer Wald ist gesperrt, nachdem LKW umgekippt waren.
     
  • 13:30 Uhr - Die Kultusministerien vieler Bundesländer schließen vorsorglich die Schulen. Eltern sollen ihre Kinder schnell nach Hause holen.
     
  • 14:47 Uhr - Die erste Orkanböe erreicht in St. Peter-Ording die Nordseeküste
     
  • 15:00 Uhr - Die Harzer Schmalspurbahn stellt den Betrieb ein.
     
  • 15:10 Uhr - Das für den Abend angesetzte Fußballspiel FC Sachsen Leipzig gegen Hannover 96 wird abgesagt.
     
  • 16:00 Uhr - Offizielle Warnung vor einem extremen Unwetter
     
  • 16:15 Uhr - Banken und große Unternehmen schließen, schicken ihre Mitarbeiter nach Hause
     
  • 17:45 Uhr - Die Deutsche Bahn drosselt das Tempo von ICE-Zügen. Überall liegen Bäume und Oberleitungen auf den Gleisen.
     
  • 18:35 Uhr - Kyrill tobt sich im Harz aus. Nicht nur Bäume, sondern ganze Wälder fallen um. Alle Zufahrtsstraßen in den Oberharz sind gesperrt. Die Lutherstadt Wittenberg meldet: vom Turm der Schloßkirche sind tonnenschwere Säulen abgerissen und in die Tiefe gefallen. In Klein-Wittenberg deckt Kyrill Dächer ab, reißt Balkone von den Wänden.
     
  • 18:45 Uhr - Die Berliner Feuerwehr ruft den Ausnahmezustand aus. Straßen stehen unter Wasser.
     
  • 18:50 Uhr - Stromausfall in einigen Großstädte. Auch in Magdeburg. In der Börde waren Hochspannungsmasten umgestürzt.
     
  • 19:30 Uhr - alle Züge in Deutschland stehen. LKW-Fahrer sollen Rastplätze ansteuern. Autobahnen in Sachsen und Thüringen sind gesperrt.
     
  • 19:57 Uhr - In Groß Rodensleben im Bördekreis kommt ein Mann ums Leben. Der Sturm bläst die Wand eines Lokals um, der Mann wird darunter begraben. Drei weitere Männer werden schwer verletzt. In Barsinghausen in Niedersachsen fliegen halbe Häuser weg.
     
  • 20:00 Uhr - Im Wald oberhalb von Wernigerode sitzt eine Wandergruppe in einer Skihütte fest. Sie müssen über Nacht dort bleiben.
     
  • 20:30 Uhr - Immer noch Stromausfall in weiten Teilen des Rocklandes. 150.000 Haushalte in Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind dunkel. Umspannwerke sind überflutet.
     
  • 21:00 Uhr - der Sturm läßt langsam nach. Aus Hildesheim wird das mittlerweile siebente Todesopfer innerhalb Deutschlands gemeldet. Ein Baum war auf das Auto das Mannes gekracht.
     
  • 23:30 Uhr - Die Glasfassade des neuen Berliner Hauptbahnhofes ist vom Einsturz bedroht. Der gesamte Bahnhof wird evakuiert.
     

19. Januar 2007

  • 1:00 Uhr - Das Schlimmste ist überstanden. Der Deutsche Wetterdienst sagt: Kyrill war der stärkste Orkan seit Weihnachten 1999. Die heftigsten Böen wurden mit knapp 200 km/H auf dem Brocken gemessen.
     
  • 7:30 Uhr - Es wird langsam hell. Die Schäden werden sichtbar. Es wird Wochen dauern, bis alles aufgeräumt ist. Die deutsche Versicherungswirtschaft errechnet einen Gesamtschaden von 2,8 Milliarden Euro. Die Wälder brauchen Jahre, bis sie sich vom Monstersturm Kyrill erholen.

10 Jahre nach Kyrill - Was von den Verwüstungen blieb

Zehn Jahre nach dem Orkantief "Kyrill" ist von der Schneise, die der Sturm durch den Nationalpark Harz schlug, nicht mehr viel zu sehen. "Die Flächen haben sich verwachsen", sagte Friedhart Knolle vom Nationalpark. Von einem Schaden habe man ohnehin nicht sprechen können, sagt der Geologe und Naturschützer, "ein Nationalpark ist kein Wirtschaftsforstamt".

Rund 80.000 Festmeter Holz waren dem Orkan vor zehn Jahren allein im Nationalpark Harz zum Opfer gefallen. Unzählige geknickte oder entwurzelte Bäume lagen oder türmten sich damals am Boden.

Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) registrierten Schäden in Höhe von 13,6 Millionen Euro, 10.500 gemeldete Versicherungsfälle betrafen vor allem Wohngebäude, Hausrat und Autos.

Besonders stark wütete der Sturm in Wittenberg. Im Stadtteil Klein-Wittenberg hinterließ er erhebliche Zerstörungen. 28 kaputte Dächer, 170 zerstörte Dächer, 34 beschädigte Balkone, 2,4 Millionen Euro Schaden - so die damalige Bilanz der Wohnungsgesellschaft WIWOG.

Auch die zum Unseco-Welterbe gehörende Wittenberger Schlosskirche, an deren Tür Martin Luther vor knapp 500 Jahren seine Thesen genagelt haben soll, wurde beschädigt. Vom Turm krachten zwei zehn Meter lange und mehrere Tonnen schwere Säulen in die Tiefe, eine davon durchschlug das Dach des Kirchenschiffs. Zu sehen ist davon heute nichts mehr.

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